Am 31. März ging es in der Stadthalle um neue Trends im Online-Marketing: Die OMKB (Online Marketing Konferenz Bielefeld) fand zum zweiten Mal statt, wieder mit vielen namhaften Experten und Vorträgen zu Themen, die vielen Marketiers immer wieder unter den Nägeln brennen. Das zeigte sich schon an der Zahl der Teilnehmenden: Über 800 Interessierte fanden den Weg in die Stadthalle, um sich in gut 20 Vorträgen und Workshops auf den neuen Stand der Dinge zu bringen.
Am Morgen der Veranstaltung gab sich Thorsten Piening, Initiator und Veranstalter der OMKB und Chef der Bielefelder Online Marketing Agentur quality traffic, trotz aller Vorfreude auch nervös: „Hoffentlich geht alles gut mit der Technik!“ Die war an diesem Tag auch gefordert, denn Online-Marketing benötigt Technik, Internet und Software-Tools. Bei Präsentationen in bis zu fünf parallel laufenden Vorträgen in Sälen und verschieden großen Konferenzräumen lag darin eine große organisatorische Herausforderung. Diese wurde auch gemeistert – ein paar kleine Pannen inklusive, die aber der Veranstaltung keinen Abbruch taten.
Unter den Referenten waren große Namen wie Nico Zorn, neben Thorsten Schwartz einer der beiden Koryphäen für das Thema E-Mail-Marketing schlechthin, Dr. Claudia Hilker, Online-Marketing Consultant und Autorin zahlreicher Bücher zum Thema, oder Christian Tembrink, Geschäftsführer von netspirits GmbH & Co. KG, Experte für Youtube-Marketing. Auch Vertreter und Vertreterinnen klangvoller Unternehmen waren vertreten, wie Miriam Fohrmann, Director Online Marketing Sixt SE, oder Alexandra Zanders, Geschäftsleitung E-Commerce Christ Juweliere und Uhrmacher seit 1863 GmbH, die aus der Praxis berichteten. Vom Themenumfang war alles dabei: Umfassende Beiträge zu Online-Marketing an sich und neue Trends oder der Umfang komplexer Content-Marketing-Strategien bis hin zu Spezialthemen wie die Erstellung einer Facebook-Ad oder Amazon-Optimierung.
Bekannte Themen, neue Herausforderungen…
Die Themenliste an sich wartete mit keinen neuen Begriffen oder Hypes auf: SEO, Performance Marketing, Omnichannel, Social Media Marketing, Google, Content Marketing Kampagnen und rechtliche Aspekte beim Online-Marketing.
Besonders das letzte Thema benötigt ständige Updates, da die Rechtsprechung mit neuen Urteilen immer wieder Präzedenzfälle schafft. Thomas Werning riet in seinem Workshop „Datenschutz – Chance oder Übel im Online Marketing? Ein Update“ dazu, sich schon im frühen Stadium der Strategieplanung mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) auseinanderzusetzen: Was will man mit seiner Kampagne eigentlich erreichen? Ist das mit legalen Mitteln zu machen? Das Beachten gesetzlicher Vorgaben beim Datenschutz spart nicht nur Geld durch die Vermeidung von Abmahnungen und Strafen, sondern wird zunehmend auch ein wichtiger Baustein für ein gutes, Vertrauen erweckendes Image.
Dazu gehört vor allem der sensible Umgang mit personenbezogenen Daten: Ethnie, Alter, sexuelle Vorlieben, politische Einstellung und Religion sind hier allesamt tabu, denn ihre Speicherung ist ohne Einwilligung des Kunden strafbar. Das betrifft besonders die Themen „Remarketing“ (Wiedererkennen von Kunden) und Tracking (Verfolgen einer Customer Journey), bei denen Kunden unter Umständen gar nicht bemerken, dass Daten gesammelt werden. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Tracking, gut durchdacht, auch ohne das Sammeln personenbezogener Daten zum Ziel führt.
…oder auch: Totgesagte leben länger
Keine neuen Hypes, dafür viel trockenes Datenauswerten und Stats als Basis für Kommunikations-Kampagnen oder das Ausarbeiten detaillierter „Buyer Personas“ gehören ins Online-Marketing-Köfferchen. Und auch bereits Totgesagte: E-Mail-Marketing zum Beispiel. Nico Zorns Vortrag „Neue Impulse für Ihr E-Mail-Marketing“ war nicht nur ein Plädoyer für dieses Tool sondern vermittelte auch, dass damit immer noch im Schnitt 20 Prozent des Gesamtumsatzes generiert wird und das circa 72 Prozent der Kunden am liebsten via E-Mails mit Unternehmen kommunizieren. Social Media habe dem E-Mail-Marketing keineswegs das Wasser abgegraben sondern sei sogar einer seiner Treiber, argumentierte Zorn.
Die Adressgewinnung? Ein Datenschutzproblem, dass Unternehmen vor die Herausforderung stellt, sehr gut die Touchpoints zur Gewinnung qualifizierter E-Mail-Adressen zu identifizieren. Hier ganz vorne dabei: Die Anmeldung zum guten alten E-Mail-Newsletter. Beispiele aus dem Internet belegen, dass dabei immer noch viel falsch gemacht wird. Konversions-Killer Nummer eins: Zu viele Angaben abfragen wollen und Captcha-Codes.
Christian Tembrink gab auf unterhaltsame Weise „5 Tipps, wie Du mit Videos Deinen Marketingerfolg messbar steigerst“, denn Videos sind immer noch ein wichtiger Bestandteil des Online Marketings. Hier bekamen Zuschauer wertvolle Praxistipps für den Umgang mit Neuerungen bei Youtube.
A propos: Du!
Die Stimmung war gut, der Umgang miteinander locker und ein modischer Trend unter den Anwesenden war deutlich sichtbar: Der gute Anzug mit Schlips kommt bei Veranstaltungen wie der OMKB aus der Mode – Lässigkeit wird Trumpf: Käppi, Jeans und Turnschuhe waren auch bei vielen der Vortragenden zu sehen. Passend dazu: Das „Du“ beginnt, das förmliche „Sie“ zu verdrängen. Auch stellte Moderator Dimitrios Haratsis, CEO der AdClear GmbH, nach Miriam Fohrmanns Vortrag fest, dass ein Trend zu gewissen Ausdrücken der Fäkalsprache (besonders „Sch…“) bei mehreren Vortragenden bemerkbar sei – Generationswechsel? Anpassung an Hipster-Standards? Sei’s drum.
Machen! Trau Dich!
Fohrmann benutzte den besagten Begriff unter anderem im Zusammenhang mit einem interessanten Thema: dem Bewerbungsgespräch: Sie wolle von Bewerbern und Bewerberinnen wissen, was denn schon mal so richtig „Sch…“ gelaufen sei. Denn: „Wer keine Fehler macht und nicht mal richtig Sch… gebaut hat, der bleibt immer in seiner Komfortzone und traut sich nicht, mal richtig neue Wege zu gehen“, so Fohrmann. Für lebendiges Online Marketing à la Sixt braucht sie Leute, die sich auch mal was trauen, ihre Komfortzone verlassen und nicht immer nur auf Nummer Sicher gehen wollen.
Dieser Tenor war in vielen Vorträgen zu hören: Sich den Herausforderungen des Online-Marketings zu stellen, Neues auszuprobieren, sich trauen, neue Wege zu gehen trotz der lauernden rechtlichen Stolperfallen oder der Gefahr, einen Flop zu landen – dafür braucht man Mut.
Fazit: Das war die OMKB 2017 – nächstes Jahr folgt der dritte Streich
Und so ist auch Thorsten Piening und seine Crew trotz kleinerer Pannen mutig und hat die OMKB 2018 schon für den 27. April 2018 fest geplant. Es wird sich lohnen, denn man nimmt viele Tipps und Anregungen mit.
Was nicht ganz so optimal bei einer Veranstaltung dieses Formats ist, sind die teilweise kleinen Vortragsräume im Obergeschoss, denn die sind doch recht schnell voll. Und dann wird einem unter Umständen die Tür vor der Nase zugemacht. (Das gleiche Problem hat auch der IT&Media Future Congress in der Bielefelder Stadthalle zu lösen.)
Da es leider nicht möglich war, Workshops im Vorfeld zu buchen und es am Morgen auch noch nicht jedem auf Anhieb gelang, direkt den gewünschten Raum zu finden, mussten einige Besucher und Besucherinnen Enttäuschungen verschmerzen. Die bessere Orientierung am Nachmittag führte lediglich dazu, dass in den Fluren vor den kleineren Räumen großes Gedränge herrschte, um den begehrten Platz zu ergattern. Damit war der ein oder andere unzufrieden – verständlich, bei der hohen Anmeldegebühr. Vielleicht lässt sich dafür beim nächsten Mal eine Lösung finden, wenn es am 27. April 2018 wieder heißt:
Titelbild: OMKB 2017: Neue Möglichkeiten für das Marketing, © ITK-OWL 2017