Am Mittwoch, den 9.9.2015 trafen sich circa 20 Vertreter des BIKONET (Bielefelder IT-Kompetenznetzwerk e.V.) zum regelmäßig stattfindenden Branchenfrühstück im Lessinghaus. Die Organisatorinnen, Frau Dr. Anja Padberg von der MarcanT GmbH und Frau Dr. Astrid Schwarzer von der WEGE mbH Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft Bielefeld, sorgen dabei stets für einen spannenden Vortrag, über den anschließend in der Regel lebhaft diskutiert wird. Die Themen sind vielfältig: Mal geht es um Aspekte des Marketings, mal um Fragen der Dienstleistung und einmal war der Oberbürgermeister Pit Clausen zu Gast, um zum Wirtschaftsstandort Bielefeld Rede und Antwort zu stehen.
Diesmal erläuterte der Diplom-Psychologe Klaus Kammer von pareto training & consulting aus Münster mit Beispielen aus seiner Praxis als Coach und Trainer für Führung und Kommunikation, wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter als Person und Typus erkennen können, um sie besser zu motivieren. Dabei wurde es ganz schon bunt, denn als Basis für seinen Ansatz nutzt Kammer das INSIGHTS 4-Farbtypen-Modell.[1] Natürlich handelt es sich dabei um eine Schematisierung – jedoch, so Kammer, hat jeder Mensch eine Grundfarbe: Blau, Rot, Gelb oder Grün. Die Blauen und Roten sind eher vom Verstand geleitet, die Gelben und Grünen sind mehr gefühlsbetont. Die Blauen und Grünen sind introvertiert, Rote und Gelbe extrovertiert. Jeder Farbe sind weitere typische Eigenschaften und Verhaltensweisen bis hin zur Körpersprache zugeordnet.
Natürlich ist es am Ende doch nicht ganz so einfach: Menschen sind in der Regel schon viel bunter und – zum Glück – fast nie einfarbig. Im Laufe des Lebens, erklärte Kammer, entwickeln sich Menschen, lernen neue Ansichten und Verhaltensweisen und schöpfen daher auch das Potenzial besser aus, dass jedem bei persönlichem Verhalten, Umgangs- und Herangehensweisen zur Verfügung steht.
Interessant war allerdings der Leitsatz: „Behandle den Anderen wie er behandelt werden möchte!“ Es ging ja darum, wie Führungspersonen ihre Mitarbeiter motivieren. Dazu hilft es, zu erkennen, welche Farbe sie denn eigentlich haben und wie sie ticken. Ein Roter verhält sich in Konfliktsituationen ganz anders als ein Blauer oder Grüner, ein Gelber braucht ein ganz anderes Klima als ein Blauer. Von sich auf andere schließen kann dazu führen, dass sich Mitarbeiter gänzlich übersehen oder gar nicht wertgeschätzt fühlen.
Kammers anschauliche Beispiele aus der Praxis waren dabei nicht nur erhellend, sondern auch erheiternd. Von außen betrachtet kann man ja auch über vieles lachen. Allerdings wurde auch deutlich, dass eine missglückte Kommunikation zwischen Führenden und Mitarbeitern oder ausufernde Machtspielchen von Abteilungsleitern viel Leid für die Betroffenen mit sich bringen können und letztlich ein Unternehmen schlichtweg Geld kosten: Wegen hoher Mitarbeiterfluktuation, mangelnder Motivation der Mitarbeiter und vielem mehr.
Die Anwesenden waren mit Aufmerksamkeit dabei und stellten auch Fragen. Es machte ja auch Spaß, sich nach der eigenen Farbe zu fragen und was das für die Interaktion mit Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern so bedeutet und welche Farben diese haben. Es klingt nach diesem Schema logisch, dass im Marketing eher Gelbe, in der Software-Entwicklung aber eher Blaue anzutreffen sind: Gelbe gelten als initiativ, kontaktfreudig und redegewandt und sehen sich selbst als umgänglich, enthusiastisch, offen und überzeugend. Auf Blaue, die als gewissenhaft, zurückhaltend und hinterfragend gelten, wirken sie unter Umständen aber eher hektisch, indiskret, extravagant und voreilig: „Nervensäge“ oder „Labertasche“, könnten sie denken. Umgekehrt wirken Blaue auf gelbe Menschen steif, misstrauisch, kalt, reserviert und unentschlossen. Da wird es mit dem „Miteinander warm werden“ schwer – es sei denn, man nutzt das Schema, um die Stärken seines Gegenübers zu erkennen und besser mit ihm zu kommunizieren. Eben so, wie er es braucht, wenn man ihn führen soll. Die „Goldene Regel“[2], die da lautet: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst,“ ist bei der Mitarbeiterführung eben nicht das wahre Gold. Und, wie einige Anwesende gleich erkannten, auch nicht im Umgang mit Kunden. Vertrieblich nutzten die Unternehmen einiger Anwesender solche Farbschemata bereits zum erfolgreicheren Umgang mit Kunden.
Natürlich kamen einige Anwesende auch zu dem erheiternden Schluss, dass die Region OWL eher Blau sei – wohl nicht wegen der Trinkfreudigkeit, sondern wegen des weit bekannten Beispiels eines Lobs für ein sehr leckeres, gut gekochtes Gericht: „Kann man essen.“ – Für Blaue muss das reichen!
[1] “Insights – Insights Discovery.” [Online]. Available: http://www.insightsworld.ch/de/discovery. [Accessed: 24-Sep-2015]. [2] “Goldene Regel,” Wikipedia, 18-Sep-2015. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Goldene_Regel&oldid=146161631. [Accessed: 24-Sep-2015].